Ambidextrie: Bedeutung für Organisationen und den Führungsstil

Um für die digitale Transformation bestens gewappnet zu sein, sollte ein Unternehmen beidhändig agieren können. Als Ambidextrie bezeichnet, befähigt diese Beidhändigkeit Organisationen dazu, effizient und zugleich innovativ zu agieren. Was Sie sich unter organisationaler Ambidextrie vorstellen können, warum sie für Unternehmen von Bedeutung ist und woraus diese beidhändige Vorgehensweise besteht, erfahren Sie in diesem Beitrag.

Definition: Was ist Ambidextrie?

Der Begriff Ambidextrie kommt aus dem Lateinischen und setzt sich aus den beiden Wörtern ambo (dt., ‚beide‘) und dextera (dt., ‚rechte Hand‘) zusammen. Ambidextrie oder Ambidexterität hat sich zu Beginn vor allem in der Medizin durchgesetzt, wo es die gleichwertige Nutzung beider Hände beschreibt.

Aber auch im organisationalen Rahmen findet der Begriff seine Anwendung. Hier beschreibt man mit organisationaler Ambidextrie/Beidhändigkeit die Fähigkeit, gleichermaßen effizient und innovativ bzw. flexibel zu sein. Das bedeutet, zum einen bestehende Prozesse zu optimieren, (Exploitation) und zum anderen neue Geschäftsbereiche zu erarbeiten (Exploration).

Exploitation

• Dt., ‚ausbeuten‘

• Fokus liegt darauf, das Kerngeschäft zu optimieren

• Formale und starre Organisationsstrukturen

• Effizientes und effektives Arbeiten

• Autoritärer Führungsstil

• Kurzfristige Erfolge erzielen

Exploration

• Dt., ‚erforschen“

• Innovation und Kreativität stehen im Vordergrund

• Alte Strukturen verlassen und agile Organisationsstrukturen schaffen

• Neue Lösungen finden

• Visionärer Führungsstil

• Langfristige Erfolge erzielen

Warum ist Beidhändigkeit für Organisationen wichtig?

Prozesse, Arbeitsweisen, Produkte und Strategien in einer Organisation sind meist nur für einen bestimmten Zeitraum erfolgreich, denn das Unternehmensumfeld und die Anforderungen verändern sich mit der Zeit und stetiges Wachstum muss gewährleistet werden. Marginale oder oberflächliche Veränderungen reichen nicht, um sich darauf einzustellen.

Neben dem wichtigen Tagesgeschäft und der Nutzung aktueller Möglichkeiten sollten demnach Innovation und Kreativität nicht zu kurz kommen. Neue Möglichkeiten müssen gesucht, gefunden und ausgebaut werden. Damit dies gelingt, braucht es visionäre Leadership und agile Arbeitsweisen. Denn ohne eine gewisse Handlungsfreiheit finden selbst die kreativsten Köpfe im Unternehmen keine neuen Wege.

Formen der organisationalen Ambidextrie

Es gibt unterschiedliche Herangehensweisen, Ambidextrie in einem Unternehmen umzusetzen. Dabei liegt das gemeinsame Anliegen der unterschiedlichen Ansätze darin, Exploration und Exploitation möglichst sinnvoll aufzuteilen.

Wenngleich meist Mischformen auftreten, kann man prinzipiell zwischen drei verschiedenen Formen der organisationalen Ambidextrie unterscheiden:

  • Zeitliche Ambidextrie
  • Kontextuelle Ambidextrie
  • Strukturelle Ambidextrie

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Zeitliche Ambidextrie

Bei der zeitlichen Ambidextrie werden Exploration und Exploitation in unterschiedliche, zeitliche Abschnitte geteilt. Die beiden Bereiche laufen nicht parallel ab, sondern immer in aufeinanderfolgenden Sequenzen.

So ist es beispielsweise üblich, dass ein Unternehmen zu Beginn der Gründung eher explorativ gestaltet wird. Im Laufe der Zeit wird Exploitation dann immer wichtiger, um Arbeitsprozesse effizienter und effektiver zu gestalten. Es ist nicht ausgeschlossen, dass sich dieser Vorgang zu einem späteren Zeitpunkt noch einmal wiederholt, beispielsweise aufgrund von Krisen oder einem sich verändernden Wettbewerb. Ein punktueller Wechsel von Exploration zu Exploitation ist ebenfalls denkbar.

Kontextuelle Ambidextrie

Die kontextuelle Ambidextrie charakterisiert sich dadurch, dass sich der Arbeitsaufwand jedes einzelnen Mitarbeitenden in Exploitations- und Explorations-Aufgaben aufteilt. Diese Vorgehensweise hat den Vorteil, dass nicht nur neue Erkenntnisse für das Unternehmen gewonnen werden, sondern gleichzeitig auch die gesamte Belegschaft fortgebildet wird.

Ein prominentes Beispiel dafür ist Google. Dort werden Mitarbeitende dazu angehalten, 80 % ihrer Arbeitszeit mit den täglichen Exploitations-Aufgaben zu verbringen. Die restlichen 20% widmen sie der Entwicklung und Erforschung neuer Systeme.

Strukturelle Ambidextrie

Die strukturelle Ambidextrie teilt das ganze Unternehmen in Exploitations- und Explorations-Bereiche auf. Hier widmen sich die jeweiligen Abteilungen ausschließlich dem einen oder dem anderen Aspekt. So läuft das Tagesgeschäft wie gehabt ab und kann die hierarchische Top-Down-Struktur behalten. Neue oder umfunktionierte Abteilungen hingegen arbeiten nach dem selbstorganisierten Trial-&-Error-Prinzip.

Bei der strukturellen Ambidextrie ist entscheidend, dass die beiden Abteilungen nicht völlig voneinander abgeschottet werden. Es muss trotz allem ein gewisser „Spill-over-Effekt“ vorhanden sein, indem sich Kerngeschäft und Forschung gegenseitig beeinflussen.

Organisationale Ambidextrie & Führung

Zur Erinnerung: Die Kernidee von organisationaler Ambidextrie ist es, Tagesgeschäft und Forschung unter einen Hut zu bekommen. Strukturen, Arbeitsprozesse, Produkte etc. sollen durch ständige Optimierungs- und Innovationsarbeit gekennzeichnet sein.

Um diese beiden Aufgaben im Geschäftsalltag unterzubringen, müssen parallele Strukturen geschaffen werden. Damit werden die Ressourcen zwischen den beiden Aufgabenbereichen aufgeteilt, um am Ende den größtmöglichen Erfolg erzielen zu können. Dabei obliegt es der Führung, herauszufinden, wie die Gewichtung der jeweiligen Bereiche ausfallen soll.

Ambidextrie in Organisationen Definition & Führung CLEVIS

Um Ambidextrie zu gewährleisten, muss eine Führungskraft also beidhändig agieren. Auf der einen Seite braucht es klare Vorgaben und feste Strukturen, auf der anderen Seite ist jedoch Agilität und Innovation notwendig. Nur wenn der Leader oder die Leaderin es schafft, beides zu meistern, ist das Unternehmen ambidexter.

Es reicht nicht mehr, lediglich Entscheidungen zu treffen und Anweisungen von oben nach unten anzubringen. Zusätzlich braucht es eine motivierte Führungskraft, die selbstorganisierte Teams anzuleiten weiß. Um Agilität und Innovation zu fördern, gehört es zu den Aufgaben einer ambidextren Führungskraft, …

  • … die Wissensvernetzung und den Austausch zwischen den Mitarbeitenden zu fördern.
  • … Raum für Experimente und Innovation zu schaffen.
  • … Verantwortung abzugeben und den Mitarbeitenden zu vertrauen.
  • … Mitarbeitende in Entscheidungen miteinzubeziehen.

Ihr Weg zur Transformation

Fazit: Mit Beidhändigkeit in die digitale Arbeitswelt

Organisationale Ambidextrie hilft dabei, Unternehmen flexibler zu gestalten und die Balance zwischen Effizienz und Innovation zu halten. Ambidextre Organisationen können sich besser auf den digitalen Wandel und andere disruptive Veränderungen einstellen. Damit wird es sogar möglich, digitale Errungenschaften im eigenen Unternehmen mitzuentwickeln. So erhalten Sie und Ihr Unternehmen einen klaren Wettbewerbsvorteil und gehen gestärkt aus der digitalen Transformation hervor.