Teamcoaching: Definition, Ablauf und Methoden

Teamwork ist in der heutigen Arbeitswelt allgegenwärtig: Kaum ein Projekt und kaum eine Abteilung kann ohne die Zusammenarbeit im Team funktionieren. Dabei ist ein Team weitaus mehr, als nur die Summer seiner einzelnen Mitglieder: Um dessen Leistung zu steigern, werden daher spezielle Interventionen zur Teamentwicklung eingesetzt.

Eine solche Maßnahme ist das Teamcoaching: Als Spezialfall des Business-Coachings richtet es sich nicht an Einzelpersonen, sondern an Teams. In diesem Beitrag besprechen wir, wie es abläuftwelche Methoden dabei zum Einsatz kommen können und für welche Problemstellungen es sich eignet.

Was ist Teamcoaching: kurze Definition

Unter einem Teamcoaching versteht man einen Coaching-Prozess, bei dem gezielt mit einem ganzen Team gearbeitet wird. Ziel ist es hierbei, die kollektive Leistung dieses Teams langfristig zu steigern. Zentral sind – wie im Coaching allgemein – Impulse zur Reflexion und Hilfe zur Selbsthilfe. Der Teamcoach moderiert die Arbeit bei verabredeten Coaching-Zielen und gibt Denkanstöße, die konkreten Lösungen müssen aber vom Team selbst entwickelt werden.

Tipp: Die genaue Abgrenzung von anderen Maßnahmen, wie Teambuilding oder Gruppencoaching, kann manchmal schwierig sein. Daher haben wir am Ende des Beitrags noch einmal die wichtigsten Unterschiede zusammengefasst.

Anforderungen an einen Teamcoach

Soziale Gebilde wie Teams und Gruppen besitzen ein Eigenleben, das über die Summe der Einzelpersonen hinausgeht. Die Coaching-Arbeit mit Teams ist deshalb herausfordernd und benötigt ein hohes Maß an Erfahrung, Reife und Fingerspitzengefühl. Ein professioneller Teamcoach muss außerdem in Prozessen wie Gruppendynamik und Teamentwicklungsphasen ausgebildet sein.

Weitere Anforderungen an einen guten Teamcoach:

  • Fähigkeit, flexibel und situativ auf den jeweiligen Moment reagieren zu können (keine starre Vorgehensweise)
  • verfügt über ein Repertoire an Frage- und Interventionstechniken, um Gruppenprozesse anzustoßen
  • Mut, schwierige Themen und verborgene Konflikte offen anzusprechen
  • kann Neutralität wahren und unparteiisch bleiben
  • schafft eine sichere und vertrauensvolle Atmosphäre
  • hält Ambiguität und Unsicherheit aus
  • systemisches Denken: Hat das große Ganze im Blick

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Doch was macht der Teamcoach eigentlich genau? Sehen wir uns nun an, wie ein solches Coaching ablaufen kann:

Teamcoaching: Ablauf

Typischerweise erstreckt sich ein Teamcoaching über mehrere Einheiten und einen Zeitraum von einigen Monaten. Der Ablauf lässt sich modellhaft in folgende Schritte gliedern:

  1. Unverbindliches Kennenlernen von Coach, Team und Führungskraft bzw. den Personalverantwortlichen
  2. Ist-Analyse: Wie sieht die Situation im Moment aus? Was funktioniert bzw. was funktioniert nicht?
  3. Gemeinsames Festsetzen der Ziele: Was soll am Ende des Coaching-Prozesses anders sein? Woran erkennen Teammitglieder und Coach, dass das Coaching gewirkt hat?
  4. Vorgehensweise entwickeln: Wie lange soll das Coaching dauern? Wer soll jeweils dabei sein? Welche Methoden und Techniken sollen zum Einsatz kommen?
  5. Eigentlicher Coaching-Prozess: Durchführung der Coaching-Einheiten im vorher festgelegten Abstand – dabei gegebenenfalls flexibles Eingehen auf Situationen und Anpassen an Änderungen.
  6. Am Ende des Coaching-Prozesses Veränderungen und Vereinbarungen festhalten.
  7. Evaluation: Welche Ziele wurden erreicht bzw. nicht erreicht?

Spezialfall: Das lösungsfokussierte Teamcoaching

Eine etwas andere Herangehensweise verfolgt man beim sogenannten lösungsfokussierten Teamcoaching nach Kirsten Dierolf (vgl. Dierolf 2013). Hier wird auf eine Problemanalyse verzichtet – stattdessen liegt der Schwerpunkt auf möglichen Lösungen. Dazu stellt der Coach bestimmte Fragen, etwa:

  • Angenommen, das Problem ist gelöst – was ist dann besser?
  • Welches Verhalten bzw. welchen Zustand möchten wir erreichen?
  • Wann war es schon einmal besser – und was war da anders?

Es geht hier also darum, sich darauf zu konzentrieren, wie das Bestehende verbessert werden kann. Der Vorteil hierbei ist, dass auf Schuldzuweisungen verzichtet wird. Somit muss sich niemand verteidigen und die gesamte Energie kann für die Lösung eingesetzt werden.

Teamcoaching: Definition, Ablauf und Methoden | CLEVIS

Mögliche Inhalte für effiziente Zusammenarbeit

Im Endeffekt geht es in einem Teamcoaching immer darum, wie das Team effizienter zusammenarbeiten kann. Die tatsächlichen Inhalte sind aber je nach Situation und Gruppe unterschiedlich und orientieren sich daran, was bereits klappt und woran noch gearbeitet werden muss.

Zentrale Fragen, mit denen sich fast alle Teams auseinandersetzen müssen, sind etwa die folgenden:

  • Wie teilen wir uns die Arbeit auf?
  • Was ist unsere gemeinsame Identität?
  • Wie gehen wir mit Konflikten im Team um?
  • Welche Kommunikationswege nutzen wir?
  • Welche Stärken und Schwächen haben die Einzelnen und wie ergänzen wir uns gegenseitig?
  • Was sind unsere individuellen Ziele und was ist unser Ziel als Team?
  • Welche impliziten und expliziten Regeln gibt es in unserem Team?

Damit das Ganze nicht so abstrakt bleibt, sehen wir uns nun noch ein paar konkrete Methoden an, die dabei zum Einsatz kommen könnten:

Teamcoaching: Methoden, Übungen und Spiele

Zu Beginn wollen wir betonen: Im Teamcoaching können Methoden, Übungen und Spiele eine sinnvolle Ergänzung sein – das Coaching sollte sich jedoch nie nach diesen ausrichten. Stattdessen sollte sich der Coach an der Situation orientieren und flexibel die dazu passenden Übungen auswählen.

Frage nach den „Highlights“

Teammitglieder sprechen in Dreier- und Vierergruppen über die Frage: Was ist uns im Team in den letzten Monaten gut gelungen?

Das Dreieck der Zusammenarbeit

Ein Dreieck wird als Modell für gelungene Zusammenarbeit aufgezeichnet. Gelungene Zusammenarbeit entsteht demnach durch die drei Komponenten:

  • Vertrauen
  • Identifikation (Um welche Aufgaben geht es?)
  • Strukturen

Schließlich wird bewertet, wie gut das Team hinsichtlich der drei Komponenten zusammenarbeitet und es werden Verbesserungsvorschläge erarbeitet.

Fiktive Schlussrunde

Eignet sich gut, um Ziele für den Workshop festzulegen. Die Gruppe stellt sich vor, dass das Coaching bereits zu Ende ist und sehr erfolgreich war. Der Coach bittet nun um ein Feedback. Gemeinsam sammelt man dann, was gut war und welche Ziele man (fiktiverweise) erreicht hat.

Teamrollen nach Belbin

Nach Belbin sind in einem erfolgreichen Team 9 verschiedene Rollen vertreten (z. B. Perfektionist, Macher, Koordinator oder Beobachter). Das Team reflektiert, wer welche Rollen innehat, und wo es eventuell Konkurrenz gibt bzw. welche Rollen fehlen.

Coaching on the Job

Der Coach begleitet das Team für einen kurzen Zeitraum bei der alltäglichen Arbeit. Schließlich wird das Beobachtete gemeinsam mit dem Team reflektiert und der Coach kann passende Denkanstöße geben.

Team-Komposition

Es liegen mehrere (einfache) Musikinstrumente auf dem Tisch, wie etwa Rasseln, Trommeln oder ein Xylophon. Das Team hat nun 30 Minuten Zeit, um zusammen ein kurzes Musikstück zu komponieren. Im Anschluss wird besprochen, was gut lief, wer sofort die Führung übernommen hat, wie kommuniziert wurde etc.

Anlässe für Teamcoaching

Wann lohnt es sich, ein Team coachen zu lassen? Grundsätzlich kann das Coaching eine begleitende Maßnahme einer längerfristigen Teamentwicklungs-Strategie sein. Es eignet sich gleichermaßen für neu zusammengestellte Teams, die sich erst finden müssen, wie für langjährige Gruppen, wo dysfunktionale Muster aufgebrochen werden sollten.

Teamcoaching: Definition, Ablauf und Methoden | CLEVIS

In der Praxis kommt ein Coaching oft erst zum Einsatz, wenn der „Hut bereits brennt“ und sich schwerwiegendere Probleme in der Zusammenarbeit zeigen.

Beispiele für typische Anlässe:

  • Konflikte im Team
  • Mobbing
  • unklare Rollenerwartungen
  • ungerecht empfundene Arbeitsverteilung
  • mangelnder Team-Spirit
  • personeller Wechsel im Team

Tipp: Für das reine „Kennenlernen“ eines ganz frischen Teams empfiehlt es sich, eher auf Teambuilding-Aktionen zu setzen.

Doch was ist eigentlich der Unterschied zwischen dem Coaching von Teams und Teambuilding? Zum Abschluss geben wir noch eine kurze Übersicht über die Abgrenzung zwischen den wichtigsten Begriffen:

Wo liegt der genaue Unterschied?

Teamcoaching, Teambuilding und Teamentwicklung

Hier handelt es sich gewissermaßen um einen Oberbegriff, der verschiedene Maßnahmen umfasst. Teamentwicklung ist ein länger andauernder Prozess und dient dazu, das Potenzial des Teams voll zu entfalten.

Damit bezeichnet man den ersten Schritt zur Bildung eines Teams. Es handelt sich um eine einzelne Aktion mit dem Ziel, dass die Teilnehmer sich gegenseitig kennenlernen. Häufig hat die Aktion keinen Bezug zum tatsächlichen Arbeitskontext und die Teilnehmer sollen gemeinsam Aufgaben lösen (etwa in der Natur, im Escape-Room etc.)

Eine einzelne Maßnahme im Rahmen der Teamentwicklung. Im Gegensatz zum Teambuilding liegt der Fokus auf der Verbesserung der Teamleistung (nicht auf dem reinen Kennenlernen) und es bezieht sich deshalb stärker auf die tatsächlichen Arbeitsaufgaben des Teams.

Teamentwicklung - Workshop Möglichkeiten vergleichen

Teamcoaching vs. Gruppencoaching

Verwechslungsgefahr besteht zudem zwischen den Konzepten „Teamcoaching“ und „Gruppencoaching“. Hier könnte man einerseits auf den Unterschied zwischen Gruppe und Team verweisen, andererseits könnte man die Begriffe aber auch direkt definieren:

Teamcoaching

Die gecoachten Personen haben ein gemeinsames Ziel außerhalb des Coachings. Durch das Coaching soll erreicht werden, dass das Team dieses Ziel besser und effizienter erreicht.

Gruppencoaching

Ein Coaching mit mehreren Personen gleichzeitig, die aber keine gemeinsame Aufgabe haben. Meist treffen sich diese erst im Coaching und jede Person verfolgt ein eigenes, separates Ziel.

Einzel- und Teamcoaching

Die Abgrenzung zwischen einem Business-Coaching von Einzelpersonen und Teams ist offensichtlich: Bei Ersterem sitzt der Coach einem einzelnen Klienten oder einer einzelnen Klientin gegenüber, bei Letzterem hat er es mit mehreren Personen zu tun. Wichtig hierbei ist, dass es beim Teamcoaching nicht um ein mehrfaches Coachen von Einzelpersonen geht – im Fokus steht wirklich das Team als solches.

Ein weiterer zentraler Punkt ist die Multiparteilichkeit: Beim Teamcoaching ist es essenziell, dass der Coach neutral bleibt. Er muss immer darauf achten, dass die Realität aus mehreren Perspektiven gesehen werden kann. Im Einzelcoaching kann der Coach durchaus die Partei der Klient:innen ergreifen.

Zusammenarbeiten ist nicht einfach…

Im Teamcoaching verbessert das Team als Ganzes seine Leistung, indem es lernt, besser und effizienter zusammenzuarbeiten. In Zeiten zunehmender Kollaboration, Diversität und Vernetzung wird dies immer wichtiger. Damit leistet diese Art des Coachings das, was in Personalentwicklungsmaßnahmen für Einzelne nicht erreicht werden kann.


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