Eine Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung (AU), oft auch Krankschreibung oder „gelber Schein“ genannt, ist ein ärztliches Dokument, das bescheinigt, dass ein Arbeitnehmer aufgrund einer Krankheit vorübergehend nicht in der Lage ist, seiner beruflichen Tätigkeit nachzugehen. Sie dient als rechtlicher Nachweis für den Arbeitgeber und ist gleichzeitig Grundlage für Leistungen wie Lohnfortzahlung oder Krankengeld durch die Krankenkasse. Die Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung enthält Angaben über den Beginn und die voraussichtliche Dauer der Arbeitsunfähigkeit, jedoch keine Details über die Diagnose. In der modernen Arbeitswelt hat die AU eine zentrale Bedeutung für die Regelung der Rechte und Pflichten von Arbeitnehmern und Arbeitgebern.
Wann muss sich der Arbeitnehmer krankmelden?
Arbeitnehmer sind verpflichtet, den Arbeitgeber unverzüglich über ihre Arbeitsunfähigkeit zu informieren. Die Verpflichtung zur Krankmeldung und die Vorlage einer Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung (AU) sind im Entgeltfortzahlungsgesetz (EFZG) geregelt. Spätestens am vierten Krankheitstag muss dem Arbeitgeber eine Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung vorgelegt werden, sofern keine frühere Vorlage verlangt wird. In Ausnahmefällen, etwa bei besonderen betrieblichen Regelungen, kann der Arbeitgeber auch bereits am ersten Krankheitstag eine Bescheinigung verlangen.
Wie muss sich der Arbeitnehmer krank melden?
Ein Arbeitnehmer muss sich unverzüglich beim Arbeitgeber krank melden, wenn er wegen Krankheit nicht arbeiten kann. Die Krankmeldung kann mündlich oder schriftlich erfolgen, z. B. per Telefon, E-Mail oder Messanger. Wichtig ist, dass die Information den Arbeitgeber rechtzeitig erreicht.
Dabei gelten folgende Schritte:
Sofortige Mitteilung
- Der Arbeitnehmer informiert den Arbeitgeber noch vor Beginn der Arbeitszeit, dass er arbeitsunfähig ist.
- Die Mitteilung kann per Telefon, E-Mail oder Messenger erfolgen.
Vorlage einer Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung (AU)
- Spätestens am vierten Krankheitstag muss eine Arbeitsunfähigskeitsbescheinigung vorgelegt werden.
- In manchen Fällen kann der Arbeitgeber verlangen, dass die AU schon am ersten Krankheitstag eingereicht wird.
Angabe der voraussichtlichen Dauer
- Der Arbeitnehmer sollte dem Arbeitgeber mitteilen, wie lange die Krankheit voraussichtlich andauern wird.
Verlängerung der Krankheit
- Wenn die Krankheit länger dauert, muss eine Folgebescheinigung rechtzeitig eingereicht werden.
Was muss eine Krankmeldung enthalten?
Die Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung dient als Nachweis der Arbeitsunfähigkeit und stellt sicher, dass die Kommunikation zwischen den Beteiligten klar und nachvollziehbar bleibt. Um Missverständnisse oder rechtliche Konsequenzen zu vermeiden, ist es wichtig, die Anforderungen an eine korrekte Krankmeldung zu kennen.
Die Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung umfasst folgende Informationen:
- Beginn und voraussichtliche Dauer der Arbeitsunfähigkeit
- Datum der Feststellung der Erkrankung
- Hinweis, ob es sich um einen Arbeitsunfall handelt
Vor- und Nachteile einer Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung
Die Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung hat sowohl positive als auch negative Auswirkungen auf den Arbeitsalltag, die es zu berücksichtigen gilt.
Hier sind die wichtigsten Vor- und Nachteile übersichtlich in einer Tabelle zusammengefasst:
Vorteile | Nachteile |
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Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung bei Erkrankung des Kindes
Ein krankes Kind stellt Arbeitnehmer oft vor besondere Herausforderungen, insbesondere wenn die Betreuung zu Hause organisiert werden muss. In solchen Fällen können Eltern Kinderkrankentage in Anspruch nehmen, sofern das Kind gesetzlich versichert und unter 12 Jahre alt ist. Die Regelungen zu den Kinderkrankentagen und der entsprechenden Bescheinigung für ein krankes Kind sind im Fünften Buch Sozialgesetzbuch (§ 45 SGB V) festgelegt. Hierfür benötigen die Eltern eine ärztliche Bescheinigung, in der bestätigt wird, dass das Kind erkrankt ist und der Betreuung bedarf. Pro Elternteil haben Beschäftigte Anspruch auf bis zu 10 Kinderkrankentage im Jahr, für Alleinerziehende verdoppelt sich der Anspruch. Die Krankenkasse zahlt in dieser Zeit Kinderkrankengeld, da kein Anspruch auf Lohnfortzahlung besteht. Diese Regelung erleichtert es Eltern, ihre familiären Verpflichtungen mit den Anforderungen des Berufslebens in Einklang zu bringen.
Elektronische Krankschreibung: Wie läuft die elektronische Krankschreibung ab?
Bei der elektronischen Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung (eAU) übermittelt der behandelnde Arzt die Krankmeldung elektronisch an die Krankenkasse. Diese stellt die Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung dann dem Arbeitgeber zur Verfügung. Der Arbeitnehmer muss seinen Arbeitgeber lediglich über die Arbeitsunfähigkeit informieren, die physische Vorlage der Bescheinigung entfällt. Der Arbeitgeber kann die eAU jedoch erst abrufen, wenn der Arbeitnehmer ihn über die Arbeitsunfähigkeit informiert hat. Der Abruf erfolgt über ein zertifiziertes System, das die Daten zur Verfügung stellt und gleichzeitig den Datenschutz gewährleisten soll. Dieses digitale Verfahren birgt jedoch einige Risiken. Ein zentrales Problem ist die technische Abhängigkeit. Funktioniert das System nicht einwandfrei – etwa durch Serverausfälle oder Softwarefehler – kann es zu Verzögerungen und Unklarheiten kommen. Zudem birgt die digitale Übertragung sensibler Gesundheitsdaten Datenschutzrisiken. Sicherheitslücken können zu Datenmissbrauch oder -verlust führen, was bei so sensiblen Informationen wie Krankheitsberichten besonders problematisch ist.
Rechtliche Rahmenbedingungen
Die Regelungen zur Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung sind im Entgeltfortzahlungsgesetz (EFZG) festgelegt. Arbeitnehmer sind verpflichtet, ihre Arbeitsunfähigkeit unverzüglich anzuzeigen und eine ärztliche Bescheinigung vorzulegen. Der Arbeitgeber ist verpflichtet, das Arbeitsentgelt für die ersten sechs Wochen der Arbeitsunfähigkeit zu zahlen, sofern die gesetzlichen Voraussetzungen erfüllt sind.
Fazit
Die Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung (AU) ist ein unverzichtbares arbeitsrechtliches Instrument, das sowohl Arbeitnehmern als auch Arbeitgebern klare rechtliche Rahmenbedingungen bietet. Sie sichert nicht nur die Lohnfortzahlung im Krankheitsfall, sondern schützt auch beide Seiten vor Missverständnissen und Rechtsstreitigkeiten. Die digitale Übermittlung über die elektronische Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung (eAU) stellt eine moderne, aber nicht risikofreie Lösung dar, die neben Effizienzsteigerungen auch datenschutzrechtliche Bedenken aufwirft. Angesichts der weitreichenden Bedeutung der AU im Arbeitsalltag sollten sowohl Arbeitnehmer als auch Arbeitgeber die geltenden Regelungen gut kennen, um ihre Rechte und Pflichten zu wahren und eine reibungslose Kommunikation im Krankheitsfall zu gewährleisten.
FAQ zu Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung
- Was ist eine Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung?
- Wer schickt die Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung (AU) an den Arbeitgeber?
- Wie lange muss eine Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung vorgelegt werden?
- Wird die Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung automatisch an den Arbeitgeber geschickt?
- Was ist der Unterschied zwischen einer Krankmeldung und einer Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung?
- Was passiert, wenn man die AU nicht an die Krankenkasse schickt?
Was ist eine Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung?
Eine Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung (AU) ist ein ärztliches Dokument, das bescheinigt, dass ein Arbeitnehmer aufgrund einer Krankheit arbeitsunfähig ist.
Wer schickt die Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung (AU) an den Arbeitgeber?
Der Arbeitnehmer muss die AU selbst beim Arbeitgeber einreichen.
Wie lange muss eine Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung vorgelegt werden?
Spätestens am vierten Krankheitstag muss die AU vorgelegt werden, es sei denn, der Arbeitgeber verlangt sie früher.
Wird die Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung automatisch an den Arbeitgeber geschickt?
Nein, die Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung muss vom Arbeitnehmer an den Arbeitgeber übermittelt werden, entweder in Papierform oder digital.
Was ist der Unterschied zwischen einer Krankmeldung und einer Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung?
Eine Krankmeldung informiert den Arbeitgeber über die Krankheit, während die Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung die Arbeitsunfähigkeit ärztlich bescheinigt und auch für die Krankenkasse relevant ist.
Was passiert, wenn man die AU nicht an die Krankenkasse schickt?
Wird die AU nicht rechtzeitig an die Krankenkasse geschickt, können Ansprüche auf Krankengeld oder Lohnfortzahlung nicht bearbeitet werden.