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Willst „Du“ bei uns arbeiten oder wollen „Sie“ bei uns arbeiten?

Eine Analyse, wie in Stellenanzeigen häufiger um neue Mitarbeiter:innen geworben wird.

März 2025

Auch 2025 liegt der Anteil des „Du“ in den Stellenanzeigen deutscher Unternehmen bei jeder 5. Anzeige (22,4%). Somit stabilisiert sich der Anteil seit der letzten Auswertung. Mit über 1,7 Millionen analysierten Stellenanzeigen lässt sich nun also ein Trend beobachten, dass sich dieses Zahl zwischen 20% und 25% einpendelt. Es bleibt interessant ob sich die leichte Erhöhung um etwa 1% auch in den zukünftigen Analysen beobachten lässt. Es muss aber auch nochmals deutlich gemacht werden, dass sich unabhängig von der Anrede in der Stellenanzeige natürlich dennoch im Unternehmen geduzt werden kann.

Anzahl Duzen - (22,4%)

Die Verschiebung von „Sie“ zu „Du“

Historisch gesehen ist die Anrede „Sie“ in der deutschen Sprache ein Zeichen für Respekt, Distanz und formellen Beziehungen. Dies spiegelte sich auch in der Arbeitswelt wider, wo oft hierarchische Strukturen und eine formelle Kommunikation vorherrschen. In den letzten Jahren hat sich jedoch ein deutlicher Wandel vollzogen. Die Arbeitsumgebungen sind zunehmend geprägt von flacheren Hierarchien, mehr Teamarbeit und einem allgemeinen Streben nach einer offeneren und direkteren Kommunikation, sowohl intern als auch nach außen hin.

Diese Veränderungen begünstigen den Gebrauch des „Du“ in beruflichen Kontexten, was als Ausdruck eines persönlicheren und weniger formalen Umgangs angesehen wird. Unterschieden werden muss auch zwischen jungen Berufseinsteigern und Berufserfahrenen, denn gerade durch die weite Verbreitung von sozialen Medien und der dort vorherrschenden englischen Sprache wird häufig das englische „you“ in das deutsche „du“ übersetzt.

So wird suggeriert, dass im Englischen ein persönlicher Umgang der Standard ist, obwohl das häufig nicht stimmt, da „you“ sowohl „du“ als auch „Sie“ bedeutete und es deutlich mehr auf die anderen Wörter im Satz ankommt. Auf der anderen Seite stehen die Berufserfahrenen und gerade die Generation der Baby Boomer, die in vielen Unternehmen durch viele Jahre Erfahrung in führenden Positionen zu finden sind. Für sie war es Jahre lang der Standard das „Sie“ im beruflichen Alltag zu verwenden sowohl intern und vor Allem extern mit Kunden oder Partnern. Für die Gewinnung von neuen Talenten gilt es für viele Unternehmen sich damit auseinanderzusetzen und entweder aktiv dem Trend anzupassen, oder bei den alten Werten zu bleiben.

Branchenvergleich: Welche Branche duzt am meisten?

Handel, IT, Medien, Gastronomie und Telekommunikation sind die 5 Branchen in welchen über 50% der Stellenanzeigen die Bewerber:innen mit dem Du ansprechen. Den höchsten Anteil hat dabei die Gastronomie mit über 80%. Sie macht dabei aber nur 2% aller Stellenzeigen aus in denen geduzt wird. Interessant ist es vor allem im Handel, denn dort wird in 50% der Anzeigen geduzt und sie machen mehr als ein viertel aller Anzeigen aus, die duzen.

Das professionelle und respektvolle „Du“

Die Einführung des „Du“ in einem professionellen Kontext ist nicht ohne Herausforderungen. Es erfordert eine sorgfältige Abwägung von Nähe und Distanz, um eine Atmosphäre zu schaffen, die sowohl respektvoll als auch einladend ist. Ein professionelles „Du“ kann die Zusammenarbeit fördern, die Kommunikation erleichtern und zu einer stärkeren Bindung innerhalb des Teams führen. Gleichzeitig muss darauf geachtet werden, dass es nicht zu einem Verlust an Professionalität kommt.

Unternehmen, die das „Du“ einführen, begleiten diesen Schritt oft mit Schulungen oder Richtlinien, um sicherzustellen, dass die Balance zwischen Lockerheit und Respekt gewahrt bleibt. Es muss auch zwischen dem internen „Du“ unterschieden werden und dem externen „Du“. Bei der internen Kommunikation und somit auch den ausgeschriebenen Stellenanzeigen ist das „Du“ schon weit verbreitet, Unternehmen sind aber auch dabei die Kommunikation mit Kunden und Partnern auf das „Du“ umzustellen.

Zu dieser Entwicklung gibt es im Rahmen dieser Analyse keine konkreten Daten, aber es ist dennoch ein Trend der sich beobachten lässt. Mitunter auch, weil es von den Unternehmen oft eigene Kampagnen und Pressemitteilungen gibt, um die Umstellung anzukündigen und auch ein wenig zu rechtfertigen. Wie lange es dauert, bis sich dieser Trend durchsetzen wird, muss sich noch zeigen.

Klar ist: Wird einmal mit dem „Du“ begonnen, gibt es keine Weg mehr zurück zu einem „Sie“. Es handelt sich also um eine Einbahnstraße. Aber oft ist eine Einbahnstraße wohl leichter als sich an jeder Kreuzung neu für das „Sie“ oder „Du“ zu entscheiden.

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